Stimme des Lichts – Delaunay, Apollinaire und der Orphismus

2/12/2017 – 02/04/2018

In einem Vortrag im Jahr 1912 unterteilte der Dichter und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire den Kubismus in vier Strömungen. Eine davon nannte er den „orphischen“ Kubismus, später auch „Orphismus“. Angeregt durch die farbenprächtigen Gemälde des französischen Künstlers Robert Delaunay verstand er darunter eine Malerei, die sich von der Wiedergabe der äußeren Realität löste und eine „ideale Schönheit“ zum Ausdruck brachte. Als einer der Ersten beschrieb er damit eine vollkommen abstrakte Kunst. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete den Versuch, den Orphismus als eigenständige, radikale Avantgarde-Bewegung zu etablieren.

Orphismus bezeichnete nicht das Programm einer Künstlergruppierung und auch keinen einheitlichen künstlerischen Stil. Vielmehr versuchte Apollinaire einer generellen Tendenz zur Abstraktion einen Namen zu geben und fasste darunter Werke des Kubismus, Futurismus und Expressionismus von so unterschiedlich arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern wie Sonia und Robert Delaunay, Paul Klee, František Kupka, Fernand Léger, August Macke, Franz Marc oder Francis Picabia.

Diese von Paris ausgehenden Tendenzen einer „reinen“, von der figürlichen Konvention befreiten Malerei, waren von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts in Europa. In den Jahren kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde dies möglich durch den Wagemut von Künstlerinnen und Künstlern, die über nationale Grenzen hinweg in engem Austausch an einer grundlegenden Neuerung der Kunst arbeiteten.

Mit Leihgaben aus renommierten internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen stellt das Wilhelm-Hack-Museum diese Keimzelle der Abstraktion erstmals in ihren Ursprüngen und Einflüssen vor. Über 60 Werke der klassischen Moderne beleuchten die verschiedenen Facetten der orphischen Ästhetik. Hiermit widmet sich das Wilhelm-Hack-Museum einem weiteren zentralen Moment in der Frühgeschichte der europäischen Avantgarden.

Hauptsponsor ist die BASF SE, die das Wilhelm-Hack-Museum bereits seit 1990 bei der Realisierung von Ausstellungen zur modernen Kunst unterstützt.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Hirmer-Verlag. 


Kuratorin: Nina Schallenberg