Denken wie ein Oktopus, oder: Tentakuläres Begreifen

25/09/2021–09/01/2022

Lange Zeit grenzte sich der Mensch vom Tier ab, da angeblich nur Menschen denken und sprechen können. Doch im aktuellen Zeitalter des Post-Anthropozän steht das menschliche Überlegenheitsverständnis in Frage. Kann man Tieren ein komplexes Denkvermögen absprechen, nur weil sie nicht unsere Sprache sprechen? Sind die Sprachen von Tieren wirklich so anders als unsere zahlreichen Menschensprachen? Auch die menschliche Sprache ist nicht natürlich gegeben, sondern muss in jungen Jahren erlernt werden.

Die von Julia Katharina Thiemann kuratierte Ausstellung „Denken wie ein Oktopus, oder: Tentakuläres Begreifen“ greift diese Überlegungen auf, um anhand vielfältiger künstlerischer Arbeiten das bisherige Tier-Mensch-Verhältnis zu hinterfragen. Am Sinnbild des hochintelligenten Oktopus’, dessen Denk- und Sinnesapparat grundsätzlich anders strukturiert ist als unserer, werden Perspektivverschiebungen ästhetisch in den Raum gestellt. Wie wäre es, mit Tentakeln zu denken? Auf welche Weise schreiben wir uns in das Gedächtnis einer Krähe ein? Und können wir uns in Gebärden mit einer Gorilladame unterhalten? 

Versteht sich der Mensch bis heute als „Krone der Schöpfung“, der aufgrund seiner Fähigkeit zu Denken und zu Sprechen dem Tier überlegen ist und sich daher Tiere und Natur Untertan machen darf, so verfolgt die Ausstellung und die begleitende Publikation eine differenziertere Betrachtungsweise, einen Paradigmenwechsel im Tier-Mensch-Verhältnis.

Mit künstlerischen Arbeiten von:

Monira Al Qadiri, Paulo Arraiano, Sarah Browne, Erik Bünger, Eli Cortiñas, Andreas Greiner, Klara Hobza, David Horvitz, Krõõt Juurak and Alex Bailey, Annika Kahrs, Gretta Louw

Konzept und Kuration: Julia Katharina Thiemann

 

Die Ausstellung und der dazugehörige Katalog werden von der BASF im Rahmen des Kulturförderprogrammes TOR 4 gefördert, das sich in diesem Jahr mit der Fragestellung „Müssen wir denn noch reden?“ beschäftigt. Die BASF möchte mit TOR 4 den Diskurs in der Metropolregion Rhein-Neckar anregen. Zu der von dem Unternehmen ausgeschriebenen Fragestellung beziehen mehrere Projekte aus den Bereichen Musik, Tanz, Literatur und Bildender Kunst Stellung.